Hörtest

Darstellung der subjektiven Beurteilung von Geigen mithilfe von Hörtests

Im weiteren Projektverlauf spielten zwei Geiger auf acht unterschiedlichen Geigen jeweils die gleichen Musikstücke, Motive und Passagen ein. Aus dem dreistündigen Tonmaterial wurden kurze Sequenzen für einen anschließenden Hörtest ausgewählt. Die untersuchten Attribute waren folgende:

  • hell - dunkel
  • nasal - nicht nasal
  • angenehm - unangenehm
  • ausgeglichen - unausgeglichen
  • gute Ansprache - schlechte Ansprache
  • farbenreich - monoton
  • leidenschaftlich - langweilig

Der Hörversuch wurde im Paarvergleich durchgeführt, wobei die Probanden für sämtliche Paare durch Ankreuzen zu beurteilen hatten, welcher Schall dem abgefragten Attribut ihrer Ansicht nach besser entspricht. Es zeigten sich erstaunlich hohe Konsistenzen, d.h. die individuell vergebene Rangfolge der besser und schlechter zum Attribut passenden Geigen wurden für alle acht Geigen teilweise sehr konsistent eingehalten. Zirkuläre Triaden zeigten dabei den Grad der Konsistenz, d.h. eine Antwortkombination A > B > C > A (sog. zirkuläre Triade) gilt als inkonsistent.

Anderseits zeigte sich, dass einzelne Probanden zwar konsistent mit den abgefragten Attributen umgehen konnten, dass aber die individuelle Definition der Attribute unterschiedlich ausfiel. Mit anderen Worten: Unterschiedliche Personen beurteilen die Instrumente zwar jeweils konsistent, halten also ihre eigene individuelle Rangfolge konsequent ein. Die durch die einzelnen Testpersonen ermittelten Rangfolgen weichen aber teilweise (je nach Attribut) deutlich voneinander ab. Weitere Hörversuche mit einer größeren Anzahl von Testpersonen sollen noch durchgeführt werden.
Als vorläufiges Ergebnis sind im folgenden die Bewertungen der acht Instrumente dargestellt:

BTL-Skalenwerte von sieben Attributen für alle acht Geigen. Berechnung aus den konsistenten Antworten der Testpersonen. Das Netzdiagramm der Skalenwerte zeigt etwa, dass Geige #1 (Stradivari) als nicht besonders hell klingend beurteilt wird (0.67), gleichzeitig aber als angenehm empfunden wird (2.96). Ferner wird bei dieser Geige eine gute Ansprache (2.96) wahrgenommen. Geige #7 wird demgegenüber als sehr hell klingend gewertet (2.34) aber wenig angenehm (0.69) und mit schlechter Ansprache (0.44). Es wird ferner ersichtlich, dass sich für die Wertung des Attributes „nasal“ keine signifikanten Unterschiede ergaben.
BTL-Skalenwerte gemäß Gediga, G. (1996). Skript Universität Osnabrück.

Die Aufnahmen und Hörtests wurden innerhalb des genannten, von der EC geförderten, Forschungsvorhabens mit Unterstützung des Schalltechnischen Beratungsbüros Müller-BBM durchgeführt. Hier gilt unser besonderer Dank den Herren Dr. Karsten Zerbs, Dr. Otto Martner und Dipl.-Phys. Paul Geißler.